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Gesprächs-Psychotherapie (nach Carl Rogers)

 

Die Gesprächs-Psychotherapie, wie Carl R. Rogers sie in Abgrenzung von der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie entwickelte, beschrieb und praktizierte, geht nicht von einem Modell der psychodynamischen Entwicklung des Menschen aus, und sie nimmt auch nicht an, dass das seelische Leiden der Menschen das Resultat fehlerhaft erlernter Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster sei, die man durch wie auch immer geartete "Interventionen" korrigieren könne.

Vielmehr unterstellt er jedem Menschen ein Wachstums-, ein Entwicklungspotential, dessen Förderung und Entfaltung vielschichtiges Leid-Erleben korrigieren kann: Eine als leidvoll bis ausweglos erlebte (Nicht-)Bewältigung der alltäglichen Lebensaufgaben, die durchaus bis in tiefe Verzweiflung, Hilflosigkeit, ja Ohnmacht bis hin zu Suizid-Gedanken führen kann, blockiert viele Menschen. Sie "drehen sich" in den Berichten über ihr vermeintliches Versagen "um die eigene Achse", denn sie glauben sich rechtfertigen zu müssen in einer Welt, die sie vornehmlich als Bedrohung erleben. Selbst wohlgemeinte Ratschläge von Freunden erscheinen dann bedrohlich, - muss man doch annehmen, dass ihre Befolgung zu neuen, unbekannten und damit zunächst einmal Angst machenden Wegen führen könnte. Der Mensch steckt in einer Sackgasse. Und lebt seine Hilflosigkeit oft auch in massiven körperlichen Symptomen aus, von denen Schmerzzustände (z. B. Migräne) noch die harmloseren sind.

Im therapeutischen Gespräch gilt es darum zunächst einmal, dem Leidenden Vertrauen in das eigene Denken und Empfinden zurückzugeben, in die Möglichkeit, selbst die Teufelskreise durchbrechen zu können, einen ganz eigenen Ausweg entwickeln zu können. Der Mensch bekommt einen Zugriff auf seine "Selbstaktualisierungs-Tendenz", die ihm als Qualität immer schon innewohnte.

Das gelingt nur in einem Gesprächs-Setting, das vielen Menschen mit seelischen Nöten zunächst einmal ungewöhnlich vorkommt: Das Therapeuten-Verhalten ist von einer auffälligen Zurückhaltung gekennzeichnet und dabei ganz anders, als das der wohlmeinenden Ratschlag-Geber aus dem Freundeskreis. Aber indem der leidende Mensch in eine aktive Rolle gesetzt wird, kann er auch beginnen, wieder die Verantwortung für jede Selbstentwicklung zu übernehmen, und die Schritte in eine richtige Richtung werden umso nachhaltiger sein. Das verlangt dem Therapeuten vor allem eine sehr anspruchsvolle innere Haltung ab, die sich aber für den Klienten nur kaum merklich im Gesprächsverlauf auswirkt.

Carl R. Rogers erachtete drei Qualitäten beim Therapeuten als "notwendig und hinreichend" für einen erfolgreichen Therapieprozess: die Kongruenz (als Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit des Therapeuten mit sich selbst), die Empathie (als sein Bemühen um die Fähigkeit zu fühlen, was der Klient fühlt), den Respekt (als Akzeptanz - unconditional positive regard - des Realitätserlebens des Klienten) des Therapeuten.

Und dann gilt für den therapeutischen Prozess:
"Es ist die Beziehung, die heilt." (C. R. Rogers)

 

HP Beate Klehmet

HP Sibylle Pajain

HP(Psych) Reinhard F. Spieß

HP(Psych) Susanne Simon

HP(Psych) Stefanie Trilling